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Nova Praxis [Augmented PDF] [Fate] $19.99
Publisher: Void Star Studios
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by Roger L. [Featured Reviewer] Date Added: 02/10/2017 09:15:35

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ttp://www.teilzeithelden.de/2017/02/10/ersteindruck-nova-praxis-ein-intelligentes-cyberpunk-setting-fuer-fate/

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p>Noch ein weiteres transhumanes Science-Fiction-Setting für Fate? Nova Praxis spielt mit seinem Schwerpunkt auf Wirtschaftsspionage und actionreiche Intrigen wie ein Shadowrun des 22. Jahrhunderts! Was das Setting so interessant macht, und was ihr von dem augmentierten PDF erwarten könnt, erfahrt ihr in unserem Ersteindruck.

Mit Mindjammer gibt es bereits ein hervorragendes Science-Fiction für Fate, das sich mit den moralischen und politischen Verwicklungen einer transhumanistischen Gesellschaft beschäftigt und dabei planetenübergreifende Geschichten verschiedenster Art ermöglicht. Welche Abenteuer können Spielrunden im Universum von Nova Praxis erleben, die sie nicht auch im Universum von Mindjammer erleben könnten?

Allerdings bietet Nova Praxis ein sehr fokussiertes Setting, das anders als Mindjammer in der sehr nahen Zukunft liegt und zahlreiche Plothooks für spannende Geschichten bietet, die sich um Wirtschaftsspionage und -sabotage drehen. Das Setting erscheint mir wie ein konsequent weitergedachtes und aktualisiertes Shadowrun, das im Spiel neben Action und Spionage Platz für die Auseinandersetzung mit Transhumanismus und dem Konflikt zwischen Freiheit und Sicherheit lässt.

Die Spielwelt

Nova Praxis spielt in der Mitte des 22. Jahrhunderts. Die technologische Entwicklung ist im Vergleich zur heutigen Zeit weit fortgeschritten: Menschen können ihre biologischen Gehirne durch synthetische ersetzen und infolgedessen ihre Persönlichkeit und Erinnerungen in künstliche Körper oder virtuelle Realitäten hochladen. Auch die menschlichen Körper selbst können durch synthetische Elemente, sogenannte „Sleeves“, ersetzt werden. Der politisch gewollte „Humanity Preservation Act“ sorgt jedoch dafür, dass der unmodifizierte Mensch zumindest momentan noch nicht von seinen transhumanen Artgenossen bedroht wird.

Ein technologisches Utopia

Produktion im herkömmlichen Sinne ist in diesem Utopia nicht mehr notwendig, seit Compiler erfunden worden, die in der Lage sind, aus nahezu beliebig recycelten Rohstoffen neue Produkte zu kompilieren. Dementsprechend ist in vielen Bereichen menschliche Arbeit nicht mehr nötig, oder kann durch fortgeschrittene künstliche Intelligenzen ersetzt werden, sodass Geld als wirtschaftliche Währung ihre Bedeutung verloren hat. Jeder Bürger verfügt ab Geburt über eine gesicherte Existenz mit grundlegenden Annehmlichkeiten und kann seinen Lebenszustand durch Aufstieg in einer Reputations-Ökonomie, also durch positive Bewertungen sozialer Interaktionen durch andere Bürger oder Organisationen, verbessern.

Möglich wurde dieser technologische Fortschritt durch Erreichen der Singularität: Etwa 25 Jahre in der Zukunft erschufen Wissenschaftler und Ingenieure „Mimir“, eine echte künstliche Intelligenz, die sich innerhalb von Wochen nach ihrer Entstehung selbst modifizieren konnte. Innerhalb der ersten drei Monate erfand Mimir so viele menschenfreundliche technologische Errungenschaften, wie die Menschheit vielleicht in mehreren Jahrhunderten geschaffen hätte. Dann schaltete sich Mimir jedoch selbst ab – und ließ sich seitdem nicht mehr hochfahren. Ein Jahrhundert später rätseln Wissenschaftler noch immer, wieso sich Mimir selbst abschaltete. Fest steht jedoch, dass die Entwicklung weiterer echter KIs aufgrund des enormen Gefahrenpotentials nicht mehr verfolgt wird. Stattdessen durchstöbern Wissenschaftler und Ingenieure nun Mimirs Archive und versuchen, diejenigen Technologien nachzubauen und zu rekonstruieren, die Mimir in den drei Monaten erfunden hat.

Schöne, neue Welt?

Die neue Weltordnung wurde Ende des 21. Jahrhunderts von sechs Großkonzernen erdacht, als die Staaten der Erde in einem groß angelegten Krieg einen Großteil der Bevölkerung vernichteten und den Planeten unbewohnbar machten. Die Menschen, welche die Hoffnung in ihre Regierungen verloren hatten, wurden von den Konzernen auf bewohnbare Planeten des Sonnensystems evakuiert, und sind ihren Rettern noch heute dankbar. Ihr Leben klingt ja auch paradiesisch: Wo früher Hunger und Armut in vielen Gegenden der Welt geherrscht haben, lebt jeder Bürger friedlich und erfüllt in von einem der sechs Konzerne bewirteten Komplexen. Dass diese Konzerne sich mittlerweile Häuser nennen, und faktisch das Sonnensystem regieren, ist den meisten Menschen egal, solange für ihre Sicherheit und Erfüllung gesorgt sind. Auch von dem Schattenkrieg, der verborgen zwischen den Häusern tobt, und dem Ringen um wirtschaftliche Dominanz ahnen die meisten Bürger nichts.

Einige wenige entscheiden sich jedoch, die von Konzernen regierte Zivilisation zu verlassen, und leben in technologisch weniger fortgeschrittenen Siedlungen. Als Rückzugsorte für Freiheitsliebende, Außenseiter und Transhumanisten bieten diese Siedlungen größtmögliche Freiheit für den Preis der Bequemlichkeit des bürgerlichen Lebens. Fern von der Herrschaft der Konzerne sind ihre Bewohner zwar frei, nach ihren eigenen Regeln zu leben, kämpfen jedoch täglich um ihr Überleben und darum, nicht von einem der Häuser entdeckt zu werden.

Die Regeln: Strands of Fate

Die Regeln sind eine Adaption von Strands of Fate und entsprechen damit im Großteil den etwas neueren Fate Core-Regeln, weswegen ich an dieser Stelle auf Marcs hervorragende Regelübersicht verweise, anstatt sie selbst noch einmal zusammenzufassen. Im Unterschied zu Fate Core gibt es eine etwas längere Fertigkeitenliste, welche die im Cyberpunk-Setting benötigten Fertigkeiten meiner Meinung nach etwas zu detailliert abbildet. So wird beispielsweise zwischen Hardware- und Software-Entwicklung als Fertigkeiten unterschieden, auch wenn die meisten Ingenieurs-Charaktere vermutlich ohnehin beide Fertigkeiten wählen würden.

Neben den üblichen Handlungen sieht das System noch ausgedehnte und kombinierte Handlungen vor. Ausgedehnte Handlungen ziehen sich über einen längeren Zeitraum, in dem eine bestimmte Zahl von Erfolgsgraden angesammelt werden muss. Kombinierte Handlungen geben Boni oder Mali auf einen Wurf, wenn für eine Handlung neben der Hauptfertigkeit noch eine zweite Fertigkeit benötigt wird, die höher oder niedriger als die Hauptfertigkeit ist.

Schließlich sieht das System nicht vor, dass man Ziele bei schlechten Würfelwürfen doch noch erreichen kann, dafür aber einen Haken in der Geschichte hinzuerzählen muss. Diesen Mechanismus finde ich in Fate Core sehr schön, und würde ihn hier sehr vermissen. Alles in allem ist das System Fate Core jedoch sehr ähnlich, und lässt sich auch problemlos durch dieses ersetzen. Erfahrenen Fate-Spielern würde ich raten, das schöne Setting einfach mit Fate Core zu bespielen, während unerfahrene Fate-Spieler hier ein vollständiges Regelwerk erhalten, mit dem sie ohne größere Probleme direkt losspielen können.

Charaktere: Agenten im Schattenkrieg

Das Regelwerk geht davon aus, dass die Spieler Agenten im Schattenkrieg zwischen den Konzernen spielen, die durch Sabotageaktionen, Infiltrationen und Spionage den Einfluss ihrer Auftraggeber mehren. Jeder Charakter verfügt über fünf Aspekte: eine Ambition, eine Überzeugung, eine Verbindung, einen Nachteil und eine Expertise. Ich halte fünf Aspekte für eine gute Zahl, um die wichtigsten Ecken und Kanten eines Fate-Charakters abzubilden.

Je nachdem, ob Spieler einen unmodifizierten Menschen, einen Cyborg, oder gar eine virtuelle Entität, einen „SIM“, spielen, erhalten sie eine unterschiedliche Zahl an Fertigkeitspunkten, die sie auf körperliche und geistige Fertigkeiten verteilen können. Mir gefällt diese Entscheidung zu unterschiedlichen Fertigkeitspunkten in Abhängigkeit von den Lebensumständen nicht besonders gut, weil Fate meiner Meinung nach einen Charakter durch seine Aspekte und Stunts, und nicht durch seine Fertigkeiten charakterisiert. Allerdings kann ich nachvollziehen, dass sich Mike McConnell dazu entschlossen hat, auf diese Weise die Eigenheiten der Spielwelt stärker herauszuarbeiten. Meine Designvorstellungen trifft es aber nicht.

Zum Abschluss der Charaktererstellung wählen die Spieler drei passende Stunts und Ausrüstung aus (das Regelwerk liefert für beides zahlreiche Beispiele), außerdem entscheiden sie über die Zugehörigkeit ihrer Charaktere zu einem der sechs Häuser, und bestimmen die Reputation, also den sozialen Status, ihrer Charaktere.

Das Layout des augmentierten PDF-Regelwerks ist genial: Es ist darauf ausgelegt, auf dem Tablet oder Laptop gelesen zu werden, und füllt in der Diagonale den gesamten Bildschirm aus. Das Regelwerk nutzt die technischen Möglichkeiten eines PDFs auf, und verlinkt bei zahlreichen Themen auf Wikipedia-Artikel zum Nachlesen. Eine Linkleiste auf der linken Seite des Dokuments ermöglicht die schnelle Orientierung im Dokument. Auf der rechten Seite befinden sich Pfeile, die vermutlich zum Blättern gedacht sind, die ich aber recht redundant finde – ich kann ja einfach an der Tastatur/am Touchscreen blättern – und die auch nur mit dem PDF-Viewer meines Laptops, aber nicht mit dem PDF-Viewer meines Tablets funktioniert haben.

Jedes Kapitel beginnt mit einer äußerst schick aufgemachten Titelseite mit Hyperlinks zu den wichtigsten Unterabschnitten. Die zahlreichen Artworks im Regelwerk unterstreichen das Cyberpunk-Thema des Settings sehr schön. Andere Verlage können sich von der Aufmachung dieses digitalen Regelwerks einiges abschauen! Einen Eindruck vom augmentierten PDF bekommt ihr hier.

Fazit: Ein konsequent weitergedachtes und intelligentes Cyberpunk-Setting

Ich bin von der Spielwelt von Nova Praxis begeistert. Die technischen Entwicklungen sind nachvollziehbar, und die politischen Spannungen zwischen Häusern und Aussteigern aus der Gesellschaft, sowie zwischen Transhumanisten und unmodifizierten Menschen, bieten einen spannenden Hintergrund für ein Cyberpunk-Setting. Davon kann sich Shadowrun eine Scheibe abschneiden!

Das Spielsystem ist sehr nah an Fate Core, zu dem man auch einfach beruhigt greifen kann. An der vorgeschlagenen Fate-Variante gefallen mir die unterschiedlichen Fertigkeitspunkte für verschiedene Charaktertypen nicht besonders gut, und auch der Auflösungsgrad einiger Stunts und Ausrüstungsgegenstände ist für mich zu hoch. Aber das scheint ein Problem aller Science-Fiction-Settings zu sein – Mindjammer besitzt ebenfalls eine unnötig lange und detaillierte Ausrüstungsliste.

Schließlich hätte ich mir ein Beispielabenteuer oder -szenario gewünscht, das skizziert, wie sich ein derart herausforderungszentriertes Setting wie Cyberpunk sinnvoll mit einem narrativen System bespielen lässt. Im Regelwerk befinden sich zahlreiche interessante Plothooks, aber ein Beispielszenario würde den Einstieg in das Setting sicherlich vereinfachen.

Das augmentierte PDF am Tablet zu lesen ist eine wahre Freude, und ich würde jedem, der mit Nova Praxis liebäugelt, dazu raten, die 10 USD mehr für das augmentierte PDF auszugeben. Ich würde mir wünschen, dass andere Verlage die technischen Möglichkeiten digitaler Produkte ähnlich gut ausnutzen würden!

Dieser Ersteindruck basiert auf dem Lesen des Regelwerks.



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